Muss ich im Winter um die Reichweite zittern?

Elektroautos verbrauchen in der kalten Jahreszeit durchschnittlich 10 bis 30 % mehr Energie als in der warmen Jahreszeit. Bei Minustemperaturen auf der Kurz- oder Pendlerstrecke kann der Verbrauch auch um 50 % ansteigen. Elektroautos haben im Winter aber auch klare Vorteile. Also keine Sorge: Mit den folgenden Infos und Tipps kommen Sie gut durch den Winter.

Fröstelnde Elektroautos? Ein Blick nach Norwegen macht klar, dass Elektroautos auch bei niedrigen Temperaturen absolut alltagstauglich sind. Ausgerechnet in dem Land, in dem die Durchschnittstemperaturen im Winter meist unter dem Gefrierpunkt liegen, sind Elektroautos nämlich längst die erste Wahl: Im Jahr 2022 lag der Anteil an neu zugelassenen Elektroautos in Norwegen bei 79 %, im August 2023 sogar bei 90 % (einschliesslich des geringen Anteils von Plug-in-Hybriden). Klar gibt es im Winter ein paar Herausforderungen, aber das alles ist kein Grund zum Zittern. Hier kommen die wichtigsten Fragen und Antworten.

Die Umgebungstemperatur hat einen Einfluss auf die Reichweite. Bei niedrigen Temperaturen kommen nämlich mehrere ungünstige Faktoren zusammen, die zu einem deutlich höheren Energieverbrauch von Elektroautos führen.

Der erste Grund für die geringere Reichweite liegt auf der Hand: Die Luftheizung des Innenraums erhöht den Energieverbrauch aus der Elektroautobatterie um 10 bis 20 %. Mit clevererem Heizen können Sie das jedoch ganz einfach optimieren (mehr dazu unten bei den Tipps).

Zweitens sind Winterreifen weniger energieeffizient, da sie aufgrund der besseren Traktion mehr Reibung verursachen. Dies kann zu einem erhöhten Energieverbrauch von 5 bis 10 % führen und somit zu weniger Reichweite.

Der dritte Grund ist etwas komplexer: Die Elektroautobatteriewird im Winter ebenfalls kalt, obwohl ihre optimale Betriebstemperatur zwischen 20 und 40°C liegt. In diesem Temperaturbereich funktioniert die Elektrochemie am besten und kann ihre volle Energiekapazität entwickeln. Bei niedrigen Temperaturen steigt nämlich die Viskosität des Elektrolyts und damit der Innenwiderstand der Batterie, was die Zellspannung und damit den Energiegehalt der Batterie verringert. Auch dadurch verringert sich die Reichweite des Fahrzeugs und Sie müssen öfter laden als bei hohen Temperaturen.

Auch herkömmliche Autos brauchen im Winter mehr Energie

Haben Sie es gewusst? Nach Berechnungen von Green NCAP verbrauchen auch herkömmliche Autos im Winter mehr Energie: Bei Benzinern steigt der Bedarf durchschnittlich um 15 % und bei Diesel um 24 %.

Warum laden Elektroautos bei Kälte langsamer?

Bei Temperaturen nahe am Gefrierpunkt reduziert das Batteriemanagementsystem die Stromzufuhr, um mögliche Schäden an den Zellen zu verhindern.

Aus diesem Grund lädt sich die Elektroautobatterie bei tiefen Temperaturen weniger schnell auf. Allerdings nur, bis die Batterieheizung oder eine längere Fahrt die Elektroautobatterie wieder auf rund 30°C gebracht hat. Danach ist nahezu die volle Leistung wieder abrufbar.

Aber wie viel länger dauert das Laden nun im Winter? Die Zahlen dazu variieren je nach Modell stark und sind nicht generell aussagekräftig. Laut einer finnischen Studie ist die Ladegeschwindigkeit bei –10°C nur um 15 % geringer als bei +20°C.

Reicht die Batterie auch im Winter für die tägliche Strecke zur Arbeit?

Absolut. Dank leistungsfähigeren Batterien in heutigen Elektroautos dürfte der Effekt für tägliche Pendelfahrten kaum ins Gewicht fallen. Mal abgesehen vom höheren Kilometerpreis, der durch den gesteigerten Energiebedarf anfällt.

Der Elektromotor springt sofort an

Haben Sie bei eisigen Temperaturen schon mal versucht, ein dieselbetriebenes Auto zu starten? Dies kann schnell mal zur Geduldsprobe werden. Der Motor rüttelt und lärmt, bis er hoffentlich irgendwann mal warmgelaufen ist. Je nach Jahrgang und Geräuschdämpfung früher oder später. Nicht so bei Elektroautos: Ihr Motor springt sofort an. Kälte macht dem Elektroantrieb nichts aus.

Nie wieder Eiskratzen

Mühseliges Eiskratzen bleibt Ihnen beim Elektroauto übrigens auch erspart. Eine Standheizung gehört bei den allermeisten Modellen zur Serienausstattung. Das Fahrzeug lässt sich also vorheizen. In vielen Fällen auch bequem via App. So können Sie die Windschutzscheibe vor der Fahrt mit einem bequemen Klick enteisen.

Stabiler fahren auf Eis und Schnee

Fährt man dann auf rutschigen Strassen durch Winterlandschaften, zeigt sich ein weiterer Vorteil gegenüber herkömmlichen Fahrzeugen: Elektroautos haben eine bessere Strassenlage und bieten mehr Fahrstabilität. Denn durch das Gewicht der Elektroautobatterie haben viele Modelle einen sehr tiefen Schwerpunkt, was zu einer besseren Gewichtsverteilung führt. Ausserdem kann der Motor dank der elektronischen Antriebsschlupfregelung (ASR) das Drehmoment viel schneller und genauer dosieren als Benzin- oder Dieselmotoren.

Längere Batterielebensdauer

Wussten Sie, dass die Elektroautobatterien im kühlen Klima eine längere Lebensdauer haben als in heissen Ländern? Dies, weil die Zellchemie bei niedrigen Temperaturen weniger belastet wird und bei Hitze schneller verschleisst. Die Schweiz hat in dieser Hinsicht ein günstiges Klima mit einer durchschnittlichen Wintertemperatur, welche gemäss MeteoSchweiz bei 4,5°C liegt. Zudem zeigt ein vom TCS durchgeführter Occasionstest, dass ein Elektrofahrzeug, welches 6 Jahre lang in der Schweiz unterwegs war und 140’000 Kilometer zurückgelegt hat, noch eine Batteriekapazität von über 90 % aufwies.

1. Zuhause vorheizen Das Aufheizen eines unterkühlten Autos braucht mehr Strom als das Halten der Temperatur danach. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sollten Sie deshalb den Innenraum Ihres Fahrzeuges etwa 15 Minuten vor der Abfahrt zuhause vorheizen, während es noch an der Wallbox angeschlossen ist. Diese Funktion ist in der Regel über eine App aktivierbar. So fahren Sie mit voller Batterie los und benötigen unterwegs weniger Energie.

2. Setzen Sie auf Komfort statt Überhitzen Nutzen Sie bevorzugt die Sitz- und Lenkradheizung. Dies ermöglicht einen perfekten Komfort, selbst wenn die Heizung nur auf 17 oder 18°C eingestellt ist. Der Strombedarf der Luftheizung beträgt das Zehn- bis Dreissigfache dessen, was das Temperieren von Sitz und Lenkrad benötigt.

3. Elektroauto warm einparken Parkieren Sie Ihr Elektroauto wenn möglich in der Garage oder in der Sonne. Wenn Sie keine Garage haben, decken Sie Ihr Elektroauto ab, um ein extremes Auskühlen zu vermeiden. So braucht es weniger Energie für die Temperierung der Batterie und des Innenraums. Und Sie gewinnen die gesparte Energie an Reichweite dazu.

4. Kleinere Felgen für Winterräder Kleinere Räder sind billiger, leichter, komfortabler und sparen Energie. Pro Rad wiegen 18-Zöller rund fünf Kilo mehr als 15-Zöller – und dieses Gewicht muss bei jedem Anfahren immer wieder aufs Neue beschleunigt werden. Dazu kommt bei kleineren Reifen ein geringerer Rollwiderstand, weil beim Fahren auch der Luftwiderstand sinkt – bei 30 Millimetern Breitenzuwachs um etwa 6 %. Und je kleiner die Fläche des Reifens ist, desto grösser ist die Kraft, die der Reifen auf die Schneedecke ausübt.

5. Kurze Fahrten mit voller Heizung vermeiden Vermeiden Sie im Winter kurze Fahrten mit langen Standzeiten dazwischen. Denn wenn der Innenraum und die Batterie abkühlen, muss für die Rückfahrt erneut aufgeheizt werden.

6. Eco-Modus an beim Fahren Was das ganze Jahr durch gilt, gilt im Winter speziell: Achten Sie auch auf der Autobahn auf einen ökonomischen Fahrstil. Ein kleiner Tempoverzicht bewirkt schon viel. Bereits 110 anstatt 120 km/h verringern den Luftwiderstand des Elektroautos um 15 %. Zudem optimiert der Eco-Modus den Verbrauch aller on-board Systeme, und die daraus resultierende geringe Leistungsreduktion minimiert sogar das Risiko von durchdrehenden Rädern beim Anfahren.

7. Schnellladen, wenn die Batterie bereits warm ist Zum Schnellladen muss die Elektroautobatterie auf Betriebstemperatur sein. Sie laden also effizienter, wenn Sie das Auto gleich nach der Fahrt an der Schnellladestation laden und nicht morgens direkt vor der Fahrt, wenn es ausgekühlt ist. Um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern, bevorzugen Sie wenn immer möglich langsames Laden an der Wallbox.

8. Wärmepumpe für Elektroautos Wärmepumpen sind nicht nur im Hausbau im Trend, sondern auch bei Elektroautos. Immer mehr Hersteller bieten diese als Extra an. Das Fahrzeug zieht dann Wärmeenergie aus der Umgebungsluft, um den Fahrgastraum zu heizen. Für wen lohnt es sich, ein Elektroauto mit dieser Option zu bevorzugen? Wie viel genau eine Wärmepumpe im Elektroauto bringt, müssen erst entsprechende Tests zeigen. Im Moment ist die Datenlage dazu noch dünn. Wenn Sie regelmässig lange Strecken fahren und bei eiskalten Nächten nicht in der Garage parken, kann eine Wärmepumpe attraktiv sein. Und natürlich, wenn Sie an einer etwas höheren Reichweite interessiert sind – bereits 15 bis 20 Kilometer können einen Unterschied machen.

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